Vierbaum feiert Etappensieg

Baerler Straße wird zur Tempo 30-Zone. Rheinberger Grüne trafen sich vor Ort mit den Anwohnern. Antrag steht morgen im Hauptausschuss auf der Tagesordnung

09.04.18 –

Samstagmorgen auf der Baerler Straße in Vierbaum: Eine kleine Gruppe hat sich versammelt, darunter etliche Politiker der Rheinberger Grünen und Anwohner der Baerler Straße. Sie ziehen sich auffällig weiße Bekleidungsstücke mit einem Tempo 30-Schild darauf über. An den Häusern, an Bäumen und an Masten hängen weiße Luftballons. Auch auf ihnen prangt unübersehbar das 30er-Zeichen.

Daumen hoch

Die kleine Ansammlung am Straßenrand zeigt Wirkung. Obwohl noch nirgendwo auf der Baerler Straße auch nur ein einziges Schild Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit anordnet, fahren im Anblick der Gruppe alle Autos langsam. So mancher Fahrer scheint sich mit den Zielen der Protestler zu identifizieren, winkt oder hebt gar den Daumen. "Wir feiern heute ein Etappenziel", verkünden unisono Luise Theile und Ernst Barten von den Grünen. Die beiden Vierbaumer Politiker hatten mit den Anwohnern ein Ziel: "Tempo 30 für ganz Vierbaum", so Theile. Sie haben jetzt einen ersten Teilsieg errungen. Denn morgen steht im Haupt- und Finanzausschuss der Antrag der Grünen-Fraktion zu Tempo 30 in Vierbaum wieder auf der Tagesordnung. Den Politikern und betroffenen Anwohnern half die Straßenverkehrsbehörde. Der Ausschuss, der wie auch die Stadtverwaltung nicht gerade als Tempo-30-freundlich gilt, wird die Anordnung der Straßenverkehrsbehörde zur Kenntnis nehmen müssen: Tempo 30 im nördlichen Teil der Baerler Straße, zwischen Ortseingang aus Richtung Budberg und der Kreuzung Schwarzen Adler, für die Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr. Aus Lärmschutzgründen, wie es hieß.

Da das Aufstellen von Schildern "Tempo 30" allein und gerade nachts nicht ausreicht, damit tatsächlich langsamer gefahren wird, sollen zusätzlich bauliche Maßnahmen zur Temporeduzierung beitragen. "Rund eineinhalb Jahre dauerte der Kampf um die 30er-Zone", so Ernst Barten. Die Straßenverkehrsbehörde ließ die Geschwindigkeiten messen, Spitzen lagen auf der schon verengten Straße zwischen 80 und 100 km/h. Und zeigte Einsicht.

Zufrieden sind die Anwohner nicht. Es mag durchs langsamere Fahren ruhiger werden. "Doch warum wird 30 nur bis sechs Uhr morgens angeordnet?" fragten sich die Anwohner. "Zwischen Ortseingang und Schwarzen Adler gibt es zwei Bushaltestellen, auch für Schulbusse", so Conny Vierbaum. "Warum wird um Schutz der Schulkinder nicht langsameres Fahren bis 8 Uhr angeordnet?" Genau vor ihrem Haus gibt es eine Fahrbahnverengung. Da wuchsen Eiben fast brusthoch, was die Autofahrer in der Kurve zum Langsamfahren zwang. Wenig Sicht also auf den Gegenverkehr, ein von den Anliegern gewünschter Effekt. "Eines Morgens kamen schon um 7 Uhr Arbeiter der Stadt, schnitten alles herunter." Warum? Ein Bürger habe sich bei der Stadt beschwert.

Die Grünen wollen kämpfen, dass auch in den anderen Teilen Vierbaums Tempo 30 eingeführt wird: auf dem südlichen Teil der Baerler Straße, auf dem Reitweg und auf dem Kuhdyk. Ernst Barten sieht hoffnungsvolle Zeichen. Seit Wochen würde auf dem Reitweg gemessen. Er ist Visionär. "In den Städten dürfte generell nur mit 30 gefahren werden. 50 km/h sollten nur für einzelne Straßen genehmigt werden." Schließlich gehe es um Menschen und nicht um Autos. Auch in  der Bauernschaft "Alt-Vierbaum" müsse Tempo 30 her, so Romy Theile. "Auf der Langackerstraße wird mit 100 km/h und mehr gerast, obwohl dort der Kindergarten liegt."

Verärgert waren einige über eine Äußerung eines Orsoyer Ratsherren, der in einer Sitzung gegen Tempo 30 votiert haben soll, weil er nicht herumschleichen möchte. "Dann soll der auf die Autobahnausweichen", so Barten.

 

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