Vierbaum: Tempo 30 bleibt vorerst ein Traum

Viele Anwohner kamen zum Haupt- und Finanzausschuss, als dort der Grünen-Antrag auf eine Geschwindigkeitsreduzierung in ihrem Stadtteil behandelt wurde. Sie gingen unzufrieden nach Hause

27.06.17 –

Spricht man mit Polizisten, hört man schon einmal drastische Formulierungen wie zum Beispiel "Geschwindigkeit ist der Killer Nummer 1." Nicht nur deswegen versteht man die Eltern, die sich Sorgen um ihre Kinder machen, wenn Autos mit zu hoher Geschwindigkeit durch Stadtteile brausen, in denen Kinder leben. Es muss ja nicht zur Katastrophe kommen - auch glimpflichere Unfälle lassen sich vermeiden, wenn langsamer gefahren wird.

Aber das erst einmal nicht für Vierbaum: Der Grünen-Antrag auf "Tempo 30 in Vierbaum" wurde im Haupt- und Finanzausschuss nicht abgestimmt. Zunächst sollen Verkehrszählungen die Menge der dort fahrenden Fahrzeuge ermitteln, dann wird erneut politisch diskutiert - und womöglich auch eine Entscheidung getroffen.

Bis dahin bleibt es dabei, dass es in Vierbaum keine generelle Tempo-30-Zone gibt. Und wenn man sich die Argumentation der Verwaltung ansieht, hat dieser Wunsch ohnehin keine Chance. Die Grünen sehen in einer neuen Verordnung der Bundesregierung zur Straßenverkehrsordnung eine Chance. Den Städten werde ein höherer Entscheidungsspielraum bei der streckenbezogenen Anordnung von Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen eingeräumt. Die Verwaltung sieht das unter Bezugnahme auf ebenfalls die Straßenverkehrsordnung komplett anders. In Tempo-30-Zonen dürften grundsätzlich keine Straßen des überörtlichen Verkehrs, also Bundes-, Land- oder Kreisstraßen (wozu auch die durch Vierbaum führende Landstraße 10, der Kuhdyk/Reitweg, zähle) noch Vorfahrtstraßen (dazu gehöre die Baerler Straße) vorhanden sein.

Mit der Einführung dieser Regelung sei in Rheinberg das gesamte Stadtgebiet überprüft, eine flächenhafte Verkehrsplanung vorgenommen worden. In einem sogenannten Vorbehaltsnetz seinen die Bundes-, Land- und Kreisstraßen, zusätzlich auch noch die Haupterschließungs- und Hauptverkehrsstraßen klassifiziert worden. Dadurch habe man ein leistungsfähiges, auch den Bedürfnissen des öffentlichen Personennahverkehrs und der Wirtschaft angemessenes Vorfahrtsstraßennetz gebildet, das den Belangen von Rettungsdiensten, Feuerwehr und Katastrophenschutz ebenfalls genüge. Zu diesem Netz gehöre aber die L 10 und die Baerler Straße. Deswegen könne kein Tempo 30 gelten, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme zum Antrag der Grünen.

Engagierter Vortrag

Da halfen auch die engagiert vorgebrachten Situationsbeschreibungen einiger Anwohner nichts - zumindest vorerst. Marlies Otte verstand nicht, dass bei ihr vor dem Haus an der Baerler Straße für eine Strecke von 26 Metern Tempo 30 gelten soll, davor und danach aber wieder nicht. Sie habe eine Tonne vor dem Haus aufgestellt, seitdem werde langsamer gefahren. "Das klappt wunderbar", freute sie sich.

Gerd Vierbaum berichtete davon, dass es im Bereich der Baerler Straße viele junge Familien mit Kindern gebe. Nachbarn hätten sich darüber beschwert, dass viel zu schnell gefahren werde, mit "Tempo 70 und mehr". Es habe schon eine Reihe Beinaheunfälle gegeben. "Tempo 30 senkt das Unfallrisiko und sorgt auch noch für weniger Lärm."

Und Ralf Keller schilderte die Erlebnisse seines Vaters, der ihm beim Hausbau geholfen habe. "Er hatte dabei oft Angst, dass ihn die Leute totfahren. Mit Tempo 70 bis 80 bretterten die da durch. Und in Vierbaum findet gerade ein Wandel statt. Viele junge Menschen ziehen dorthin."

Romy Theiler beklagte sich darüber, dass am Vierbaumer Weg in Alt-Vierbaum keine Tempobeschränkung existiere, kein Fußgängerweg vorhanden sei. Dort gebe es aber viele Fußgänger und auch Radfahrer. "Beim Herausfahren aus der Einfahrt habe ich schon viele Beinaheunfälle gehabt."

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