Bürgermeister sind in der Pflicht

Die Rheinberger Grünen fordern vor dem Hintergrund der vielen Ausfälle der Regionalbahn 31, dass sich die hiesige Politik und auch der Landrat einschalten

24.01.19 –

Jürgen Bartsch, Fraktionssprecher der Rheinberger Grünen, hat es jüngst noch am eigenen Leib erfahren müssen. Seine Frau wollte mit dem Zug fahren, doch am Bahnhof gab's die ersten Hinweise auf eine Verspätung. Der Bus war auch keine Alternative, also fuhr Bartsch seine Frau mit dem Auto zum Zielort. "Die Situation bei der Regionalbahn 31 hat inzwischen ein dramatisches Ausmaß", so Bartsch, "wir fühlen uns hier am linken Niederrhein fast abgekoppelt." Zugausfälle und Verspätungen der RB 31 seien an der Tagesordnung, logische Konsequenz ein massiver Imageschaden, ein Vertrauensverlust in die Bahn und letztendlich ein vermehrter Umstieg aufs Auto, was das Stauaufkommen im ohnehin gebeutelten NRW noch vergrößere.

Doch die vielen Ausfälle könne man "nicht allein der Nordwestbahn ankreiden", betont Lukas Aster, Mitglied der grünen Kreistagsfraktion. "Für die Pflege der Bahninfrastruktur gibt es nämlich vier Ebenen." Neben der Nordwestbahn eben noch die DB Netz, den VRR und die Bundesregierung. Der Lokführermangel sei im System begründet, Ausfälle gäbe es seit 2016 auch bei anderen Betreibern und speziell auf eingleisigen, nicht elektrifizierten Nebenstrecken - beispielsweise in Bremen und Friesland (NWB), bei der Hessischen Landesbahn, bei der Eurobahn im Münsterland, im Sauerland oder in Süddeutschland.

Viele Unwägbarkeiten

Auf einer eingleisigen Nebenstrecke wie bei der RB 31 gäbe es derart viele Unwägbarkeiten (Signalstörungen, Weichenstörungen, Bahnübergangsstörungen), dass ein geregelter Fahrdienst kaum möglich sei. Die Folge sei eine extreme Frustration, die sich auch im hohen Krankenstand widerspiegele. 1000 Überstunden pro Triebfahrzeugführer im Schnitt kommen laut Gewerkschaft zusammen, Traumatherapien nach Suizid machen allein 25 Prozent aller Krankmeldungen bei der Nordwestbahn aus.

Der Burnout sei damit programmiert, die Unplanbarkeit der Freizeit mache den Beruf zusätzlich unattraktiv. "Die Lokführer können einfach nicht mehr", so Aster. "Sie arbeiten unter unwürdigen Bedingungen." Deshalb verkenne die einseitige Verurteilung der Nordwestbahn, wie zuletzt von der CDU angestoßen, das Problem seiner Ursache. "Die CDU-Abmahnung löst das Problem nicht", findet Lukas Aster. "Hier wird der kranke Esel geprügelt." Und auch  Jürgen Bartsch sagt: "Das ist nicht fair gegenüber den Lokführern."

Doch der Ortsverband der Grünen komme hier an die Grenzen der Machbarkeit. Nun stünden höhere politische Ebenen in der Verantwortung. "Das Engagement der Bürgermeister der betroffenen Kommunen entlang der RB 31-Strecke ist zwingend nötig", sagt Jürgen Bartsch. "Hier vermissen wir schmerzlich ihren öffentlichen Einsatz. Und auch der Landrat muss sich kümmern." Der Spielball liege jetzt eindeutig bei der Bundesregierung, auch im Hinblick auf die Umsetzung des Mobilitätskonzepts müsse eine Priorisierung der Bahn vorangetrieben werden. "Der Bund muss hier viel mehr Verantwortung wahrnehmen und auch Geld in die Hand nehmen", findet auch Lukas Aster. "Aber noch schläft Berlin."

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