Die Stolperfalle in der City

Die Gelderstraße ist nur eine Baustelle im nicht barrierefreien Rheinberg. SPD und Grüne fordern einen Arbeitskreis, um Behindertenbeauftragte und Seniorenarbeitskreis von Anfang an einzubinden

14.02.14 –

Die Gelderstraße ist nur eine Baustelle im nicht barrierefreien Rheinberg. SPD und Grüne fordern einen Arbeitskreis, um Behindertenbeauftragte und Seniorenarbeitskreis von Anfang an einzubinden



Dieter Bohnen ist gut zu Fuß. Und seine Frau auch. Aber wenn diese Schuhe mit Absätzen trage, bekomme sie auf der Gelderstraße massive Probleme, reagiert unser Leser auf die Berichterstattung der vergangenen Tage zum Thema barrierefreies Rheinberg. Eine Baustelle ist hier definitiv die Gelderstraße. Das Pflaster in der Mitte ist nicht nur für Rollstuhlfahler oder Menschen mit Rollator schwer zu bewältigen. Auch Mütter mit Kinderwagen, Frauen, die Schuhe mit Absätzen tragen - und die müssen noch nicht einmal sehr hoch sein -, Menschen, die vielleicht nicht ganz sicher auf den Beinen sind, müssen sich hier über eine Art Hindernisparcours kämpfen. Denn das ist die Krux auf der Gelderstraße: Die glatten Randstreifen, auf denen das Laufen ein Vergnügen wäre, sind zugestellt. Mit Werbeständern, Grabbeltischen, Sonderangeboten, Radständern und, und, und.

Keine Gestaltungssatzung

Dieter Bohnen sieht natürlich das Dilemma. Würden die Geschäfte ihre Waren aufs Pflaster stellen, würden diese natürlich nass werden. Außerdem gebe es Lieferverkehr in der Gelderstraße, „der käme dann nicht durch“. Er fordert eindeutige Regeln für die Gelderstraße, hier müsse die Stadt eingreifen. Und natürlich auch kontrollieren. So habe er schon des öfteren beobachtet, dass Wagen auch nach den Anlieferzeiten in der Gelderstraße geparkt werden würden.

Mit Ge- und Verboten ist die Stadt in der Gelderstraße zurückhaltend. Das Thema wird seit geraumer Zeit im Initiativkreis „Wir für Rheinberg“ behandelt, erst vor zwei Wochen sei wieder darüber gesprochen worden, sagt Wirtschaftsförderer Thomas Bajorat. Eine Gestaltungssatzung wolle keiner, die Stadt nicht mit dem Holzhammer vorgehen, sondern im Dialog konkrete Lösungen finden und alle mitnehmen, wie er es ausdrückt. Aber es müsse konkrete Lösungen geben.

SPD und Grüne wollen das Thema „Barrierefreiheit in Rheinberg“ professionell angehen. Sie fordern eine Arbeitsgruppe, in der neben den Fachleuten der Verwaltung auch die Behindertenbeauftragte und der Seniorenbeirat sitzen.

Der gemeinsame Antrag von SPD und Grünen geht auf eine Initiative der Ratsfrauen Bärbel Reining-Bender und Karin Wolk zurück. Die langwierige und kontroverse Diskussion um den Behindertenparkplatz vor der Post habe gezeigt, dass es dringend notwendig sei, eine Arbeitsgruppe zum Thema „Barrierefreiheit in Rheinberg“ einzurichten. In diese Arbeitsgruppe gehörten neben Mitarbeitern der Verwaltung die Behindertenbeauftragte und der Seniorenbeirat, die bei allem, was in Rheinberg geplant wird, frühzeitig beteiligt werden müssten. Um zum Beispiel solche unhaltbaren Zustände wie beim Behindertenparktplatz zu vermeiden.

Hier hatte die Behindertenbeauftragte monatelang wirklich dicke Bretter bohren müssen. Aber wenn Fachleute wie sie und der Seniorenbeirat bereits in Planungsprozesse eingebunden werden würden, müsste Dinge nicht hinterher korrigiert werden. Karin Wolk: „Wir wollen Inklusion machen und nicht nur darüber reden.“

Wenn von Anfang an alle relevanten Akteure an einem Tisch sitzen würden, wäre vor dem ersten Spatenstich klar, dass auch wirklich barrierefrei gebaut werden würde. „Menschen mit Behinderung sind Teil dieser Gesellschaft.“

Bärbel Reining-Bender, die bei der Stadt Wesel beschäftigt ist, kann darauf verweisen, dass eine solche Arbeitsgruppe in der Kreisstadt seit acht Jahren erfolgreich arbeitet. Außerdem, erinnert Karin Wolk, gebe es zum Beispiel das Programm „Rheinberg 2030“, in dem die Vision einer sozialen Stadt genau skizziert sei. Und so viel Zeit bis zum Jahr 2030 sei nicht mehr, also sollte man schnell anfangen.

Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Jürgen Madry sieht im Punkt Barrierefreiheit auch Chancen für die Stadt Rheinberg, gerade vor dem Hintergrund der knappen Kassen. Zum Beispiel, wenn es um die Gestaltung der Stolperfalle Marktplatz geht. Hier gebe es garantiert Fördertöpfe, die für den Ausbau angezapft werden könnten.

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