Klimaresilienz und Biodiversität für das Grünpflegekonzept berücksichtigen

Die extremer werdenden klimatischen Bedingungen erzwingen ein Umdenken in der Grünpflege.

03.02.22 –

Den Mitgliedern des Betriebsausschusses wurde in der Sitzung am 06.10.2021 das zukünftige Grünpflegekonzept der Stadt Rheinberg vorgestellt. Hintergrund ist einerseits die Zunahme der städtischen Grünflächen und andererseits die dauerhaft angespannte finanzielle und damit personelle Situation des DLB.

Die extremer werdenden klimatischen Bedingungen erzwingen ein Umdenken in der Grünpflege. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen ist beispielsweise eine Versorgung mit Wasser in Dürrephasen über Wochen und von großen Flächen und zahllosen Bäumen und Sträuchern nötig. Massive Regenfälle weichen die Erde auf, großer Bäume entwurzeln, starke Windböen und Hagel bringen Schäden und Gefahren für Bäume und Bürger. Die Folgeschäden sind durchaus höher.

Um auf diese klimatischen Veränderungen zu reagieren und um ihnen vorzugreifen, ist es oftmals besser in bestimmten Bereichen wenig oder wenn möglich gar nichts zu tun.

Durch dieses bewusste Unterlassen von Pflegehandlungen und auch durch gezieltes und behutsames Eingreifen ist es möglich, gleichzeitig die Anpassungsfähigkeit kleiner Ökosysteme und die Vielfalt der Arten vor Ort zu fördern.

Städtische Grünflächen müssen als ökologischer Rückzugsraum begriffen werden. Der steigende Flächenverbrauch durch Baugebiete und Straßen auf der einen Seite, intensive Landwirtschaft, Schottergärten, Kiesabbau auf der anderen Seite führen nicht nur zu einer reduzierten Fläche für Natur, sondern auch zur Unterbrechung natürlicher Wege für Flora und Fauna. Dadurch kommt es zu einer Segmentierung von Lebensräumen und zu erschwerten Anpassungsbedingungen der verbliebenen Arten.

Insbesondere Straßenbegleitgrün bildet ein Netzwerk aus lebendigen Bändern durch städtisches Gebiet; Heckenstrukturen und Wiesen bieten ihre eigene ökologische Struktur und Funktion. Sinnvoll ist, verschiedene Ökosysteme so weit wie möglich untereinander zu verbinden und Arten, die sich dort angesiedelt haben, Rückzugsmöglichkeiten zu belassen und Wege für wandernde Arten zu eröffnen. Desto vielfältiger Strukturen sind, desto resilienter, d. h. widerstandsfähiger, belastbarer und anpassungsfähiger sind diese dort vorhandenen Ökosysteme.

Unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit sind zum Beispiel folgende Maßnahmen wünschenswert:

  • Altbäume erhalten und fördern, sachgemäßer Ersatz bei Ausfällen, Warnhinweise
  • Pflegemaßnahmen von Hecken und Sträuchern abschnittsweise und schonend vornehmen
  • Kraut- und Strauchschicht belassen
  • Mahdfrequenz an den Standort anpassen, eine sogenannte Staffelmahd ist vorzuziehen, Mahdgut abräumen
  • Wildnisinseln und -gebiete schaffen, bei verwilderten Flächen keine Totalrodungen vornehmen, Schnittgut entweder sofort entfernen oder dauerhaft belassen, Totholz belassen

Insbesondere die Flächen der Kategorie 3 = „Natürliche Grünflächen“ sollten dazu genutzt und dadurch entwickelt werden. Der Lebenswert einer Stadt hängt auch von ihren Grünflächen ab, dienen diese doch der Erholung der Bürger, der Beschattung, der Abkühlung im Sommer und auch der verbesserten Luftqualität.

Darüber hinaus regt die Fraktion Bündnis 90 / die Grünen an, die Entwicklung einzelner Grünflächen fotografisch zu verfolgen und auf der Homepage der Stadt für Akzeptanz und Verantwortungsbewusstsein zu werben. Denkbar wäre je Stadtteil je Pflegekategorie zu jeder Jahreszeit ein Foto einzustellen. An diesen Beispielstandorten könnte auch ein QR Code auf das Grünpflegekonzept und die o. g. Ziele hinweisen und evtl. ein link für Beschwerden, z. B. wegen Mülls, ermöglicht werden.

Der Antrag an den Betriebsausschuss lautet:

Die Verwaltung wird beauftragt, über das Ziel der Wirtschaftlichkeit hinaus, die Ziele „Klima Resilienz“ sowie „Biodiversität“ in das Grünpflegekonzept aufzunehmen.

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