RB 31 und die unhaltbaren Zustände

Die unhaltbaren Zustände auf der Strecke der RB 31 - der einzigen Bahnverbindung in Rheinberg - veranlassten Lukas Aster, Sachkundiger Bürger und Verkehrsexperte der Grünen Kreistagsfraktion in Wesel und selbst ständiger Nutzer der Bahnstrecke, sowie Jürgen Bartsch von den Grünen Rheinberg, einen Brandbrief an Toni Hofreiter, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen Bundestagsfraktion, zu schreiben.

07.12.18 –

Die unhaltbaren Zustände auf der Strecke der RB 31 - der einzigen Bahnverbindung in Rheinberg - veranlassten Lukas Aster, Sachkundiger Bürger und Verkehrsexperte der Grünen Kreistagsfraktion und selbst ständiger Nutzer der Bahnstrecke, sowie Jürgen Bartsch von den Grünen Rheinberg, einen Brandbrief an Toni Hofreiter, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen Bundestagsfraktion, zu schreiben.

Nachstehend der Brief:

Lieber Toni Hofreiter,

wir wenden uns heute an dich und bitten dich um Hilfe, weil wir in Rheinberg unter einem permanenten Verkehrsinfarkt im Bahnverkehr leiden, einem Notstand, den wir nicht mit einem gutgemeinten, aber möglicherweise problematischen Einsatz von Bundesmitteln auf Jahrzehnte hin festgeschrieben sehen wollen.

Worum geht es?

Die Bundestagsabgeordnete der CDU aus unserer Region, Frau Sabine Weiss, ließ am 24.11.18 öffentlich verkünden, dass der Bahnhof Rheinberg an einem von zwei Gleisen im nächsten Jahr barrierefrei umgebaut werden soll, und zwar zu 100% aus Fördermitteln des Bundes. Von dem zweiten Gleis des Bahnhofs, dass nach einem vorsätzlich gelegten Brand an einem Stellwerk seit einem Jahrzehnt nicht mehr genutzt werden kann, ist hingegen nicht mehr die Rede.

Sollte es sich hier um eine planerische Vorentscheidung handeln, die im übrigen unseres Wissens weder mit dem Kreis Wesel noch mit der Stadt Rheinberg abgestimmt worden ist, wird das tägliche Verkehrschaos im SPNV des linksrheinischen Teiles des Kreises Wesel auf Jahrzehnte fortgeschrieben, denn der Rheinberger Bahnhof stellt einen neuralgischen Engpass auf der Bahnstrecke dar.

Zum Hintergrund:

Die Bahnstrecke Duisburg-Moers-Rheinberg-Xanten wird als RB 31 im Stundentakt von Dieseltriebwagen der Nordwestbahn betrieben, in den Verkehrsspitzen mit einem halbstündigen Zwischentakt. Sie liegt im gesamten Streckenverlauf im Kreis Wesel und in der Stadt Duisburg und stellt damit eine wichtige Verbindung innerhalb der Metropolregion Ruhr dar, denn sie ist die einzige schnelle Anbindung des linksrheinischen Kreisteils ans Ruhrgebiet und ins Rheinland. Sie ist bis auf die letzten 14 Kilometer elektrifiziert, ist aber stellwerks- und kreuzungstechnisch in einem maroden Zustand; sieben unbeschrankte/unbeleuchtete Übergänge mit Langsamfahrstellen lassen das Herz eines jeden Lokführers (aus Angst) höher schlagen. Es gibt im elektrifizierten Abschnitt außerdem täglich mehrere Güterzüge, die das PVC-Werk in Rheinberg-Millingen beliefern.

Das Problem:

Technische Störungen der Bahninfrastruktur (Blockstörung, Signalstörung, Weichenstörung, Bahnübergangsstörung, liegengebliebener Güterzug auf eingleisiger Strecke, Unfall am Übergang, unbesetztes Stellwerk wegen Krankheit) sind an der Tagesordnung; und da die Wendezeit am Endpunkt Xanten nur 6 Minuten beträgt, wird die Verspätung aus der vorangegangenen Fahrt regelmäßig in die nächste Fahrt mit übernommen. Dies ist seit über dreißig Jahren so, seit Stilllegung des Abschnittes Xanten-Kleve.

Da momentan auf dem 25 km langen, eingleisigen Abschnitt (Moers=Rheinkamp - Xanten) nur noch eine einzige Kreuzungsmöglichkeit existiert, nämlich in Rheinberg-Millingen, müssen entgegenkommende Züge außerplanmäßig viele Minuten aufeinander warten, bevor sie weiterfahren können. Ein verlässlicher Anschluss an den Fernverkehr in Duisburg ist - auch nach Selbstauskunft der Bediensteten der Nordwestbahn - nicht mehr möglich.

Die unhaltbare Situation hat sich mittlerweile nach einer Reihe tödlicher Unfälle an den unbeschrankten Übergängen auch negativ auf das Fahrpersonal niedergeschlagen. Seit dem Sommer muss das Privatunternehmen krankheits- und therapiebedingt mit 2/3 der bisherigen Lokführer auskommen; personalbedingte Zugausfälle sind folglich eine permanente Begleiterscheinung seit einigen Monaten.

Unsere Forderungen an die bundespolitische Förderkulisse:

  1. Das zweite Gleis in Rheinberg ist für den Personenverkehr zu sichern und einzubeziehen, um zunächst den alten Status Quo wieder herzustellen. Alle Baumaßnahmen zur Barrierefreiheit müssen die zweigleisige Option im Bahnhof Rheinberg berücksichtigen.
  2. In einem zweiten Schritt fordern wir die Zweigleisigkeit auf dem Abschnitt Rheinberg-Rheinkamp mit Beseitigung der übergangsbedingten Langsamfahrstellen in dem 4,8 km langen Abschnitt.
  3. In einem dritten Abschnitt fordern wir die Priorisierung der im VRR genannten Elektrifizierungsmaßnahme für die letzten 14 km von Millingen bis Xanten. Alternativ kann auch die Brennstoffzelle angedacht werden, sofern sich der Probelauf in Bremerhaven positiv entwickeln sollte. Die Waggons müssen aber mehr fassen können als der jetzige LINT41, bei dem es immer mal wieder zur Abweisung von Fahrgästen/Pendlern/Schülern im Berufsverkehr kommt.
  4. Die Fördermittel für die Erhöhung der Bahnsteigkante werden von uns selbstverständlich begrüßt. Allerdings muss deren Realisierung mit den anderen unbedingt erforderlichen Maßnahmen zusammengedacht werden. Keinem Rollstuhlfahrer nützt ein hochgesetzter Bahnsteig, wenn der Zug wieder nicht kommt.

Lukas Aster (Grüne Sonsbeck)

Jürgen Bartsch (Grüne Rheinberg)

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Ortsverband | Verkehr