Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt

Immer noch werden Frauen schlechter bezahlt als Männer. Ein Gespräch mit Karin Wolk (DGB) zumEqual-Pay-Day. Sie fordert: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, und steht damit nicht alleine da.

21.03.14 –

Immer noch werden Frauen schlechter bezahlt als Männer. Ein Gespräch mit Karin Wolk (DGB) zumEqual-Pay-Day. Sie fordert: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, und steht damit nicht alleine da.



Brave Mädchen kommen bekanntlich in den Himmel. Böse Mädchen dagegen kommen nicht nur überall hin, sondern sie bekommen auch noch mehr. Zum Beispiel von ihrem Arbeitgeber. Damit Frauen und Männer endlich gleich bezahlt werden, dürfen Frauen weder brav sein, noch kuschen und sich im stillen Kämmerlein in ihr Schicksal fügen, sondern müssen sich zusammenschließen und für ihre Rechte einstehen. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sagt Karin Wolk, sei eine sehr alte, aber hochaktuelle Forderung der Frauen- und der Arbeiterbewegung. Und der heutige Tag, der Equal-Pay-Day, ein guter Anlass, daran zu erinnern. Genau wie, so die Vorsitzende des DGB-Ortsverbandes für Rheinberg, Alpen, Xanten und Sonsbeck, auch der 8. März, der Internationale Frauentag, immer wieder eine Gelegenheit sei, den Finger in diese Wunde der Gesellschaft zu legen.

Not der Frauen wird ausgenutzt

Equal-Pay-Day kann mit „Tag des gleichen Lohns“ übersetzt werden. Er wird am 21. März begangen, weil Frauen in der Regel bis zum 21. März eines Jahres arbeiten müssen, um das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu erreichen.

Dass Frauen weniger Gehalt bekommen als Männer, sei historisch bedingt oder besser gesagt historisch gewachsen. Da sei etwas zurückgeblieben von der archaischen Arbeitsteilung, dass Frauen für Heim und Herd zuständig, während Männer als Jäger und Sammler unterwegs seien.

Laut werden und sich wehren

Oftmals werde von Arbeitgebern die blanke Not der Frauen einfach ausgenutzt. Es handele sich um Frauen, die den Job brauchen würden. Keine könne sagen, „wenn ich nicht mehr Lohn bekomme, gehe ich“. Es handele sich oft um Alleinerziehende, um Frauen, die dazu verdienen müssten, weil auch das Gehalt des Mannes nicht ausreiche, die Familie zu ernähren.

Aber einfach hinnehmen, das sei nicht die richtige Reaktion. Ein oft zitierter Spruch, aber einer, der für Karin Wolk genau den Kern der Sache trifft: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.“ Jeder Beschäftigten stehe der Weg zum Betriebs- oder Personalrat oder zur Gleichstellungsstelle offen, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie schlechter bezahlt wird als ihre männlichen Kollegen. Den Missstand erkennen, ihn benennen und sich wehren und nicht stillschweigend akzeptieren, sagt Karin Wolk. An der Qualifikation könne die schlechtere Bezahlung nicht liegen. Mädchen und Frauen würden meistens die besseren Noten bekommen, seien teamfähig, eine Kompetenz, die viele Firmen inzwischen als Bereicherung erkannt hätten.

(...)

Die Schlechterstellung von Frauen gegenüber gleich qualifizierten männlichen Mitarbeiterin ist für die Gewerkschaftsfrau nur ein Knackpunkt in Sachen Entlohnung. Vor zehn Jahren habe es im Kreis Wesel 300 Familien gegeben, die so genannten Aufstocker waren. Zur Erklärung: Aufstocker sind Menschen, die Vollzeit arbeiten, aber von dem, was sie verdienen, nicht leben können. Heute seien es 3000 Familien im Kreis Wesel, die auf staatliche Zusatzleistungen angewiesen seien, um über die Runden zu kommen. Für Karin Wolk sind Zahlen wie diese ein Skandal. Die Bundesrepublik liege auf Platz 6 auf der Liste der reichsten Industrienationen und mache gleichzeitig Menschen, die arbeiten gingen, zu Bittstellern.



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