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07.05.14 –
In der Rheinischen Post kam es zu einem inhaltlichen Abtausch zwischen unserem Sachkundigen Bürger im Umweltausschuss und Experte für Verkehr Fritz Ettwig und dem Ortsvorsteher Klaus Helmes (CDU). Die Debatte wurde über ingesamt drei Leserbriefe geführt, die Sie unten zum Nachlesen finden.
Die Sorgen der Anlieger (auch der weiter entfernt wohnenden) über die Dauerbeschallung durch den Moloch Stra0enverkehr macht die ganze Plan- und Hilflosigkeit der politischen Instanzen von Kommune und Land deutlich. Industrie und Gewerbe werden ohne Rücksicht darauf angesiedelt, ob die Bürger der Stadt noch unter erträglichen Bedingungen leben können.
Die Gewerbeansiedlungen der letzten Jahre in Rheinberg (Aldi, Amazon, DHL, Autohof, jetzt das Logistikzentrum am Solvaywerk West und das große Gewerbegebiet zwischen dem Werk Ost und dem Wohnort Ossenberg) bringen neben dem Flächenverbrauch eine zusätzliche Belastung durch Tausende LKW- und unzählige PKW-Fahrten täglich. Von einer gereiften Planung zur Schunung der Wohnbereiche in der Stadt keine Spur.
Die Idee einer "Verkehrsleitplanung" (CDU) ist nur ein hohles Wort; die Masse der LKW und PKW bringt´s: nicht nur "Abgase" (FDP), sondern nervenden Lärm, riesige CO2-Emissionen und Energieverbrauch und große Mengen an Feinstaub, der allein nach den gerade verlautbarten Mitteilungen des Umweltbundesamtes jeden Menschen schädigt und im Durchschnitt einige Lebensjahre kostet.
Das alles gegen den Zugewinn an Arbeitsplätzen, die zu einem nicht geringen Teil den Menschen kein ausreichendes Einkommen sichern, abzuwägen, wäre Aufgabe der Stadtentwicklung; die Abwägung findet in Wirklichkeit nicht statt, das Ergebnis steht für die Ratsmehrheit von vornherein fest. Die Gesundheitsschäde, der Menschen sind ja auch kaum öffentlich sichtbar. Für jedermann wahrnehmbar ist allerding der Lärmterror, dem die Anwohner der Straßen mit Schwerlastverkehr oder rasenden PKW oder Motorrädern ausgesetzt sind.
von Klaus Helmes (RP, 28.04.14)
Wenn man in wohlbehüteten und finanziell abgesicherten Verhältnissen aufwachsen darf, sein Studium beginnen und bis zu einer Top-Position in unserem Staat vollenden kann und schließlich das Pensionsalter - ebenfalls gut abgesichert - erreicht hat, dann ist es verständlich, dass man diese Zeit nun mit Ruhe und wenig Unannehmlichkeiten verbringen möchte. Während dieser Tätigkeit als Beamter bestand nie die Gefahr einer Kündigung oder des Verlustes des Arbeitsplatzes.
Leider aber hat nicht jeder dieses Glück gehabt, sei es durch andere familiäre Umstände oder durch fehlende eigene Fähigkeiten, eine Top-Position im Staat zu erreichen. Aber auch diese Menschen bemühen sich, ihre Familie zu ernähren und ihren Lebensstandard zu verbessern. Und dafür braucht man auch neue Arbeitsplätze.
In einer globalisierten Welt verändert sich die Situation. Vor gut zehn Jahren arbeiteten bei Solvay fast 2500 Mitarbeiter. Leider hat sich dieses Bild geändert und Solvay hat nur noch knapp 1000 Mitarbeiter. Gott sei Dank haben sich nun Amazon, DHL und so weiter in Rheinberg angesiedelt. Möglicherweise entstehen auf dem Solvay-Gelände durch das Logistik-Zentrum 600 neue Arbeitsplätze. Dadurch könnte der zweite Arbeitsmarkt im Kreis Wesel mächtig verbessert werden. Unsere Politiker der beiden großen Parteien sorgen nun dafür, dass diesen Arbeitnehmern ein gerechter Lohn zuteil wird.
Alle Bürger sollten sich darüber freuen, dass in unserer Region Arbeitsplätze entstehen und sich dadurch ein friedliches soziales Miteinander entwickeln kann. Ich nehme dafür gerne einige Unannehmlichkeiten in Kauf. Ein ewiges Nein der Grünen im Stadtrat, ohne konkrete Alternativvorschläge führt uns in Rheinberg nicht weiter.
von Fritz Ettwig (RP, 30.04.14)
Klaus Helmes meint, meine persänlichen Lebensverhältnisse, so wie er sie wertet und versteht, in einen ursächlichen Zusammenhang mit meinem langjährigen Engagement in der Politik, insbesondere in der Umweltbewegung bringen zu müssen (siehe oben).
Das ist peinlich und stillos, aber nicht untypisch. Ich brauchte und brauche meine Arbeit in meinem Beruf als Richter sich nicht zu verstecken oder gar zu schönen; aber mit meinem ehrenamtlichen Engagement auch im Ruhestand hat das nichts zu tun. Allein den Ruhestand zu genießen, wäre leicht und bequem, auch mit weiterer Logistik bei Solvay.
Noch etwas zum "ewigen Neinsagen" der Grünen in Rheinberg: Sie haben gerade in letzter Zeit duch Skepsis und kritisches Nachfragen die Diskussion über größere Ansiedlungsprojekte praktisch im Alleingang geführt; wenn die Projekte gescheitert sind, so nicht an einem "Nein" der Grünen, sondern an Fehlplanungen oder sonstigen inneren Widersprüchen. Wir erlauben uns eben, auch die jeden Bürger betreffenden gesundheitlichen und ökologischen Gesichtspunkte zur Abwägung zu bringen. Darin unterscheiden wir uns von Lobbyisten.
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