Rheinberger Grüne entsetzt über Zustände im "Zuff"

Von Uwe Plien

17.09.14 –

Von Uwe Plien

Die Idee, eine offene Fraktionssitzung im Jugendzentrum "Zuff" anzubieten, entstand im Kommunalwahlkampf. Damals hatten die Rheinberger Grünen versprochen, das Thema "Jugendpolitik vor Ort" aufzugreifen. "Wir hatten Rückmeldungen darüber, dass im Zuff einiges im Argen liegt", sagte Fraktionsvorsitzender Jürgen Bartsch bei dem Treffen, das jetzt im "Zuff" stattfand. "Uns ist wichtig, dass wir als Politiker ein Feedback bekommen."

Neben zehn Grünen-Vertretern waren knapp 20 Teilnehmer gekommen - viele Jugendliche, aber auch einige Ältere. Peter Mokros, Sprecher der Grünen im Jugendhilfeausschuss, machte deutlich, dass es seiner Fraktion wichtig ist, mehr Jugendliche für die Politik zu begeistern.

Wer genau zuhörte, merkte schnell: Es rappelt im Karton. Babette Heimes, als Stadtjugendpflegerin für die städtische Jugendarbeit verantwortlich und von den Grünen zur Sitzung eingeladen, musste sich heftige Vorwürfe von den Teilnehmern anhören.

Wie es denn sein könne, dass innerhalb kurzer Zeit im Prinzip das gesamte Zuff-Team gegangen sei, wurde gefragt. Weitere Kritikpunkte: Einigen Mitarbeitern habe man die Stunden so weit gekürzt, bis sie keine andere Chance mehr gehabt hätten als zu gehen. Einer Sozialpädagogin habe die Stadt sogar eine Abfindung gezahlt; ihr sei zuvor in Aussicht gestellt worden, Leiterin des "Zuff" zu werden. Ein ehemaliger, langjähriger Mitarbeiter sagte in der Sitzung, er habe gekündigt, weil er systematisch in seinen dienstlichen Freiheiten eingeschränkt worden sei, bis er sich nicht mehr wohl gefühlt habe. Inzwischen sei das "Zuff" in einem desolaten Zustand: Die neuen Mitarbeiter seien pädagogisch schlechter (oder gar nicht) ausgebildet und kennen sich im Jugendzentrum nicht aus, weil es keine Einarbeitungszeit gegeben habe.

Die Zahl der Veranstaltungen sei deutlich gesunken, das Haus sei mitunter geschlossen, obwohl es geöffnet sein müsste, und wenn es geöffnet habe, laufe permanent der Fernseher. Eine Mutter sagte: "Wie soll das weitergehen? Die Sommerferien sind längst vorbei, und den Schulkindern wird nichts angeboten." Vereine fühlen sich offenbar herausgedrängt und einer stärkeren Einbeziehung ehrenamtlicher Mitarbeiter werde eine Absage erteilt. Eine junge Frau, früher häufige Besucherin der Einrichtung, meinte: "Wir sind immer gerne ins Zuff gegangen. Aber mittlerweile ist dessen Ruf völlig ruiniert, weil nichts passiert." Berichte über das "Zuff", die dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt werden, wirkten, als seien sie geschönt, kritisierte ein Teilnehmer.Babette Heimes, kommissarische Leiterin des "Zuff", war bemüht, die Anschuldigungen zu relativieren. Man solle den neuen Mitarbeitern doch die Chance geben, sich einzuarbeiten, sagte sie. Derzeit arbeite man an einer Konzeption. Unter anderem werde man versuchen, Kontakte zu Schulen zu knüpfen.

Die Grünen-Fraktion schüttelte in Anbetracht des Gehörten teilweise nur ungläubig die Köpfe. Im Jugendhilfeausschuss am 29. November (17 Uhr, Stadthaus) werde man das Thema "Zuff" eingehend diskutieren müssen. Die Personalsituation werde dann angesprochen, aber auch die inhaltliche Ausrichtung.



Kommentar von Uwe Plien - Nicht viel Zeit

Was ist los im "Zuff"? Dass es dort schon länger kriselt, war bekannt. Aber was man jetzt zu hören bekam, klang, als herrsche in der städtischen Einrichtung heilloses Chaos. Vom langjährigen Mitarbeiter-Team, das seit dem Neubeginn 2007 gute Arbeit geleistet hat, ist nicht viel übrig geblieben. Den neuen Mitarbeitern bleibt nicht viel Zeit, mit einem neuen Profil die Jugendlichen für sich zu gewinnen. Die Bündnisgrünen sind den richtigen Weg gegangen. Sie haben sich vor Ort ein Bild gemacht über das, was im "Zuff" passiert oder nicht passiert. Das Erstaunen der Politiker am Montag ließ erahnen, dass die Verwaltung sie offenbar nicht über die Lage informiert hat. Wie auch immer: Im nächsten Jugendhilfeausschuss gibt es viel zu bereden.

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Kinder und Jugend

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