Widerstand gegen Woodpower

Das von Solvay geplante Holzheizkraftwerk ruft die Grünen auf den Plan. Sie kritisieren, dass schadstoffbelastetes Holz verbrannt wird

18.03.19 – von Quelle: NRZ, 16.3.2019 –

Zwei Kraftwerksprojekte hat die Solvay bereits auf den Weg bringen wollen. Doch weder das 2007 geplante Ersatzbrennstoffkraftwerk noch die 2011 ins Auge gefasste Biogasanlage wurden in die Realität umgesetzt. Das sieht bei dem jetzt anvisierten Holzheizkraftwerk anders aus. Was sich unter dem Namen "Woodpower" verbirgt, ruft die Grünen in Rheinberg auf den Plan. "Bislang hatte Solvay mit ihren Projekten in Sachen Energie keine glückliche Hand", betonte Fraktionssprecher Jürgen Bartsch. "Auch jetzt beantragt die Solvay eine Anlage zur thermischen Verwertung von gefährlichen Abfällen."

Schadstoffbelastetes Holz

In einem Pressegespräch erläuterte Petra Schmidt-Niersmann, Sprecherin der Grünen im Kreis Wesel und in der Kreisgruppe des BUND aktiv, die Problematik. In der Anlage soll Altholz verbrannt werden - und Solvay habe das Verbrennen aller vier Holzklassen von A1 bis A4 beantragt. "In die Kategorie 4 gehört schadstoffbelastetes Holz, das zu den gefährlichen Abfällen gehört", so Schmidt-Niersmann. In diese Klasse fallen beispielsweise Bauhölzer, Fenster, Türen und Konstruktionshölzer.

NRW-weit gibt es 26 Anlagen für die Verbrennung von Altholz. Im Kreis Wesel ist neben Rheinberg auch eine Anlage in Dinslaken in der Planung, die so genannten Scopingtermine haben bereits stattgefunden. Während die in Dinslaken produzierte Energie ins Fernwärmenetz eingespeist werden soll, ist die Anlage bei der Solvay primär für die Deckung des eigenen Bedarfs gedacht. Das Planfeststellungsverfahren für den Bau auf dem Feld an der L137 gegenüber dem Werksgelände läuft schon. In unmittelbarer Nachbarschaft ist die Müllverbrennungsanlage (MVA) Asdonkshof ebenfalls für die Verbrennung von Altholz ausgelegt. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen die von Solvay geplante Anlage, aber sie darf nicht belastend für die Umwelt sein", betonte Petra Schmidt-Niersmann. "Das Schutzgut Mensch muss immer im Mittelpunkt stehen." Zudem kritisieren die Grünen, dass die Verbrennungstemperatur im Kessel nur auf 850 Grad ausgelegt ist. "Das ist zu niedrig" sagt Jürgen Bartsch, "erst bei einer Temperatur von 1100 Grad ist gewährleistet, dass keine Dioxine und Furane entweichen." Auch Barbara Ettwig, sachkundige Bürgerin der Grünen, und Ratsmitglied Svenja Reinert treibt als Anwohner von Ossenberg noch andere Sorgen um. "Der Lkw-Verkehr wird stark zunehmen", glaubt Barbara Ettwig. "Wir müssen betrachten, was wir hier schon an Vorbelastung haben - beispielsweise in der Luft. Eine weitere Belastung ist für die Bürger in Rheinberg nicht tragbar."

Riesige Fläche

Ganz zu schweigen von Lkw-Verkehr: Zu den rund 60 erwarteten Lkw-Fahrten am Tag kämen noch die Leerfahrten. Außerdem muss auch noch die belastete Asche abtransportiert werden - zur Deponie in Schermbeck. An der Kreuzung mit der L137 könnte es außerdem zu "kritischen Momenten" kommen. Auch die Feinstaub- und Lärmbelastung dürfte nicht unerheblich sein. "Den Leuten ist offenbar gar nicht bewusst, dass es zwei riesige Hallen auf einer riesigen Fläche werden", unterstreicht Svenja Reinert. "Von dem Feld dürfte nicht mehr viel übrig bleiben. Die Ausmaße sind nicht zu verachten." Natürlich habe das Unternehmen wirtschaftliche Interessen, müsse aber auch für entsprechenden Schutz sorgen.

Jürgen Bartsch erinnerte auch an die Konkurrenzsituation zum Asdonkshof und vor diesem Hintergrund an mögliche Überkapazitäten. "Das kann nicht im Interesse eines überörtlichen Anbieters sein." Die MVA war damals von den Grünen kritisch begleitet worden, doch nun verteidige ,man die Anlage. "Hier gibt es wirklich gute Filter, einen guten Standard. Die Grenzwerte werden deutlich unterschritten." Und die Standards sollten auch bei der Solvay so hoch sein, dass Menschen nicht gefährdet werden. "Denn der Mensch steht an erster Stelle", so Bartsch.

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