"Rheinberg wird abgebaggert, um Kies zu gewinnen"

Grüne diskutierten über nachhaltiges Wassermanagement. Auch die Landwirtschaft diskutierte mit

06.10.20 –

Die Rheinberger Grünen haben mit Norwich Rüße, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion und Landwirt im Nebenerwerb, kürzlich eine Rundfahrt zu den Auskiesungsseen im Stadtgebiet unternommen - als Einstimmung auf sein Vortragsthema am Abend: "Wasser nachhaltig nutzen und schützen". Rüße stellte dabei die Antworten der Landesregierung auf die Große Anfrage seiner Landtagsfraktion vom Dezember vor. Danach lehne Schwarz-Gelb es ab, bei der Novellierung des Landeswassergesetzes dem Lebensmittel Wasser eine höhere Priorität einzuräumen.

Die Grünen fordern eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser. Die aktuelle Auskiesung vor Ort, so Rüße, sei dramatisch: "Rheinberg wird abgebaggert, um Kies zu gewinnen". Die ökologischen Folgen bleiben unbeachtet. "Ich erlebe ein besonders dramatisches Bild, wie wir mit unserer Erde umgehen, weil wir kein Maß haben und kein Limit kennen. Die Frage nach Wasser haben wir nie gestellt, Wasser war immer da", so Rüße. Klimawandel, drei Dürre-Jahre, starke Niederschlagsereignisse, leere Talsperren ließen Nutzungskonflikte aufkommen.

Die Neubildung von Grundwasser habe sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Wie viel Wasser darf die Landwirtschaft im Sommer zur Feld-Bewässerung verbrauchen und sind Swimmingools in den Gärten noch verantwortbar? Rüße fasste Entwicklungen wie steigenden Flächenverbrauch durch Versiegelung und den Verlust von Grünland zusammen. "Unsere Probleme verlagern wir in andere Länder. Daran hängt auch eine gesellschaftliche Frage", so Rüße. "Wir brauchen nicht nur einen anderen Umgang mit Wasser. Wir brauchen ein Wassermanagement."

Verbraucher seinen sparsamer geworden, das aber führe zu Problemen im Abwassernetz. Wasser werde zusätzlich  durch Nitrat, Pestizide, Mikroplastik und Medikamentenrückstände belastet. Rüße: "Wasserschutz findet seine Grenze, wenn andere ökonomische Interessen ins Spiel kommen."

Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, widersprach der Ansicht, die Landwirtschaft sei für zu hohe Nitratwerte verantwortlich. Die Düngeverordnung sei bindend. Seit sieben Jahren würden die Nitratwerde am linken Niederrehin kontinuerlich sinken und den in der Trinkwasserverordnung vorgegebenen und von der EU überwachten Richtwert von 50 Milligramm pro Liter deutlich unterschreiten.

Er lenkte den Blick auf ein zusätzliches Problem. Neben Wasser als wichtigem Lebensmittel nannte er den Rückgang landwirtschaflticher Betriebe sowie die aufgrund von Flächenverbrauch rückläufige Produktion von heimischen Lebensmitteln als drängende Herausforderung. "Der Landesentwicklungsplan ist eine Katastrophe. Gegen die europäischen Mitbewerber sind wir nicht gewappnet. Wir brauchen Rückenstärkung. Die vermisse ich", so Leuchtenberg.

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