Triumphaler Erfolg für Heyde

Der Grünen-Politiker düpiert Amtsinhaber Frank Tatzel. Rheinbergs neuer Bürgermeister gewinnt die Stichwahl mit fast 20 Prozent Vorsprung

29.09.20 –

Die Stadt hat einen neuen Bürgermeister. Einen Grünen. Einen, der für Rheinberg "einfach besser" ist, wie Dietmar Heyde einst in einem Interview gegenüber der NRZ selbst sagte. Er konnte sich gestern Abend gegen den amtierenden Bürgermeister Frank Tatzel (parteilos) durchsetzen - und das mit einem deutlichen Vorsprung. Heyde holte insgesamt 59,15 Prozent der Stimmen und wird somit der künftige Chef im Rheinberger Stadthaus sein. "Es ist unglaublich, mir fehlen wirklich die Worte. Ich habe gehofft, dass es eng wird, aber mit solchen Dimensionen habe ich nicht gerechnet", sagte Heyde.

Während die beiden Kandidaten bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen gerade einmal weniger als einen Prozentpunkt und 100 absoluten Stimmen auseinander lagen, konnte sich Heyde bei der gestrigen Stichwahl ziemlich schnell an die Spitze setzen, obwohl die ersten Ergebnisse etwas anders andeuteten. Kurz nachdem die Wahllokale geschlossen wurden, waren die ersten vier von insgesamt 28 Stimmbezirken schon ausgezählt. Heyde lag mit 52,14 Prozent vorn, Tatzel mit 47,86 Prozent dahinter. 40 absolute Stimmen trennten die beiden Kandidaten zu diesem Zeitpunkt. Es schien sich wieder ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen abzuzeichnen. Das änderte sich schnell. Nachdem die Hälfte der Stimmbezirke ausgezählt war, lag Heyde bereits mit knapp 60 Prozent der Stimmen 20 Prozentpunkte vorn. "Ich habe mich bemüht auf die Bremse zu treten und abzuwarten, schließlich fehlten noch die Briefwähler, während meine Parteifreunde schon gesagt haben, dass sich nicht mehr viel ändern wird. Irgendwann musste ich mir das eingestehen und ich freue mich sehr darüber", erklärte Heyde. Gemeinsam mit seiner Familie und einigen Parteifreunden verbrachte der 56-Jährige den Abend, den er als ein Wechselbad der Gefühle beschrieb, im Hotel am Fischmarkt.

Den Rheinberger Norden konnte Tatzel, der selbst in Wallach lebt, bis auf den Stimmbezirk 2 (Wahllokal Montessorischule Borth) erwartungsgemäß für sich gewinnen. Im Stimmbezirk 1 (Altentagesstätte Borth) holte der bisherige Amtsinhaber 53,60 Prozent der Stimmen, im Stimmbezirk 3 (Wahllokal Schule am Deich) 65,66 Prozent. Stimmbezirk 18 (Wahllokal Katholisches Pfarrheim "Altes Zollhaus" Orsoy) gewann Tatzel ebenfalls mit einer Mehrheit von 54,90 Prozent. Alle anderen Stimmbezirke gingen an Heyde, der sein bestes Ergebnis in Millingen im Stimmbezirk 6 (Wahllokal Schule am Bienenhaus) einfuhr. Heyde erhielt dort 78,96 Prozent der Stimmen. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung in Rheinberg bei 43,33 Prozent und war damit wesentlich geringer, als bei der Wahl am 13. September (55,37 Prozent). Das Endergebnis zeichnete sich nach und nach schließlich schon ab. Dietmar Heyde lag mit insgesamt 58,61 Prozent uneinholbar vorn. An dem Ergebnis änderten dann auch die letzten Auszählungen nichts mehr. Um 20 Uhr stand fest: Dietmar Heyde ist neuer Bürgermeister in Rheinberg, der erste Grüne im gesamten Kreis Wesel. Für Tatzel endet die die Zeit als Bürgermeister - nach einer Legislaturperiode. "Das ist schade und ich muss das Ergebnis akzeptieren. Ich habe den Job  sehr gerne gemacht. Ich bedanke mich bei meinen Wählern für ihr Vertrauen und meiner Familie und meinen Freunden für die Unterstützung während des langen Wahlkampfes", erklärte Tatzel. Er gönne Dietmar Heyde, zu dem er ein gutes persönliches Verhältnis habe, den Sieg. "Ich wünsche ihm viel Glück und ein gutes Händchen beim Vorantreiben der Stadt", so Tatzel. Auch Heyde bezeichnete den Wahlkampf zwischen als fair und hätte seinem Kontrahenten den Sieg gegönnt. "Ich bin von Frank Tatzels authentischen Glückwünschen sehr gerührt. Wir verstehen uns menschlich gut und ich hoffe, dass eine Freundschaft bestehen bleibt. Ich freue mich auf das versprochene Bier, das wir gemeinsam trinken wollen."

 

Klartext zur Bürgermeister-Stichwahl       von Jasmin Ohneszeit

Ein großer Vertrauensvorschuss

Dietmar Heyde hat es gepackt. Die 60 Prozent, die der Grüne gestern geholt hat, beschreibt er als eine Dimension, mit der nicht zu rechnen gewesen sei. Das klingt bescheiden. Die 60 Prozent sprechen nämlich ganz schön für sich . Ein "Weiter so" wollten die Rheinberger nicht mehr. Das ist eindeutig. Frank Tatzel warb in seinem Wahlkampf dafür, keine Experimente zu wagen und Kontinuität zu bewahren. Die Rheinberger haben anders entschieden, sie wollen Experimente. Und mit Heyde, dem ersten grünen Bürgermeister in Rheinberg und im Kreis Wesel, sind sie ein großes Experiment eingegangen. Wie "grün" wird Rheinberg zukünftig werden? Heyde und seine Partei müssen nun zeigen, dass sie auch Verwaltungsaufgaben federführend meistern können. Der Ansatz, die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgerschaft zu verbessern und Rheinberg zu einer bürgerorientierten Kommune zu machen, ist gut. Davon profitiert das Image der Stadtverwaltung, davon profitieren die Bürger. Das Vertrauen der Rheinberger in ihren neu gewählten Bürgermeister ist groß. Der Druck ist hoch. Dietmar Heyde muss nun zeigen, dass er für Rheinberg "einfach besser" ist.

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