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10.02.15 –
Mehr als 80 Interessierte folgten der Einladung der Rheinberger Grünen zum Thema Gülle.
Mit dieser Resonanz hatten die Rheinberger Grünen nicht gerechnet. Der Einladung zu ihrem Diskussionabend "Güllleeinsatz am Niederrhein" folgten mehr als 80 Frauen und Männer in die Eversaeler Gaststätte "Schützenhaus". Ein brisantes, emotionales Thema, das weitgehend sachlich diskutiert wurde. Schätzungsweise die Hälfte der Teilnehmer waren Landwirte, die eine für diesen Abend geplante Versammlung kurzerhand hatten ausfallen lassen, um in Eversael ihre Positionen vertreten zu können. Nicht nur Rheinberger Bauern waren dabei, auch Kollegen aus Alpen, Xanten und Sonsbeck.
Grünen-Ratsfrau Ulla Hausmann-Radau fasste in ihrer Begrüßung zusammen, was sie dazu veranlasst hatte, das Thema Gülle aufzugreifen: Der Verkehr nimmt zu - immer häufiger tauchen landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Kennzeichen aus dem Kreis Borken (viele Viehbetriebe) oder den Niederlanden auf - und es stinkt. "Das muss man ernst nehmen", so die Politikerin. Die Moderation übernahm Grünen-Ortsverbandssprecher Peter Mokros.
Reger Gülle-Tourismus
Mokros zitierte einführend aus Presseberichten, die sich auf einen steigenden Nitratgehalt im Grundwasser vor allem in Gebieten mit Massentierhaltung bezogen. Das Problem: Zu wenig Ackerfläche für zu viele Tiere sorgt für einen regen Gülle-Tourismus. Als erster Referent stellte Harald Gülzow vom Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse die Ergebnisse von Wasserproben vor, die unter anderem in Rheinberger Brunnen gezogen wurden. Fazit: Die Nitratbelastungen schwanken von Ort zu Ort, aber in Ossenberg und Borth liegen sie über dem zulässigen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. "Das ist aber nicht nur eine Sache der Gülle, sondern auch der Gärreste", so Gülzow. Grünen-Landtagsabgeordneter Norwich Rüße, Biobauer im Nebenerwerb, ging die hohe Stickstoffbelastung global an. "Es geht überhaupt nicht darum, die Landwirte an den Pranger zu stellen", unterstrich der Steinfurter. Die Novelle zur neuen Dünge-Verordnung sei unterwegs, "und da führt kein Weg dran vorbei". Er benannte Veränderungen, auf die sich die Bauern einstellen müssen: strengere Sperrfristen für die Düngeperiode, andere Vorgaben für die Lagerkapazitäten und eine novellierte Länderöffnungsklausel. "Und das ist mit höheren Kosten für die Landwirte verbunden", so Rüße.
Sein Landtagskollege Hans Christian Markert interessierte nur eine Frage: "Wie kriegen wir das Problem in den Griff?" Es müsse ein einheitliches Recht für Europa geben, möglichst viel von der Nitratverordnung müsste in deutsches Recht überführt werden. Daten über ausgebrachte Gülle müssten abgeglichen werden, ohne Schnüffelstaat-Methoden zu installieren. Markert sprach sich auch für eine Gülleabgabe aus. Und: "Wir müssen mehr in neue Technologien investieren, wie sie die Holländer schon erfolgreich praktizieren." Gerüche könnten minimiert werden und weniger Gülle-Dünger zielgenauer an die Pflanzen gebracht werden. Das kostet allerdings viel Geld.
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