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08.06.20 –
Die große Herausforderung für Pflegekräfte im ambulanten Dienst zeigt sich gerade in der Corona-Zeit: Neben der tatsächlichen Pflegearbeit in der ständigen Sorge um Ansteckung und Hygiene möchten viele Pflegebedürftige über ihre Einsamkeit und ihre Ängste sprechen: sie möchten über die Ansteckungsgefahr, über eine mögliche Krankenhauseinweisung, über die Beatmung etc. sprechen; sie erwarten Antworten, Trost und Zuversicht in diesen Gesprächen. Aber die eng getaktete Zeit der Pflegekräfte läßt wenig Raum für diese Zuwendung, werden doch die Leistungskomplexe wie Waschen, Baden, Kämmen, Hygiene etc, in Minuten zugeteilt und entsprechend abgerechnet. Die Pflegekraft darf nur das tun, was verordnet und zeitlich erfasst und abgerechnet werden kann.
Hier setzt das andere ambulante Pflegemodell „Buurtzorg“ aus Holland an: Die Abrechnung des Pflegeeinsatzes erfolgt nach Zeit. Die Zielvorgabe ist, die Eigenständigkeit der Pflegekraft vor Ort zu erweitern – sie soll in Rücksprache mit den Pflegebedürftigen und dem Hausarzt entscheiden, was der Pflegebedürftige gerade braucht und welche Unterstützung evtl von der Familie oder Ehrenamtlichen übernommen werden könnte.
Die große Personalknappheit in den Pflegeberufen, das schnelle Ausbrennen der Fachkräfte und das Arbeiten unter ständigem Zeitdruck ‚schreit’ geradezu nach Erneuerung. Viele Aussteiger aus dem von ihnen einst gewählten Beruf merken im Alltag, dass sie die wahren Bedürfnisse der zu Pflegenden nicht annähernd erfüllen können.
Das Buurtzorg Modell sieht hier kleine Organisationsformen der Pflegekräfte vor, 10 – 12 Mitarbeiter, eigenständtge Einsatzplanung, Kontaktpflege zum Hausarzt Krankenhaus etc. vor. Im Münsterland gibt es schon mehrere Buurtzorg Modellprojekte, die auch von Fachhochschulen und Gesundheitswissenschaftlern begleitet und evaluiert werden; hier wird auch ein Konzept für die Abrechnung mit der Pflegeversicherung erstellt.
In der Märzsitzung 2020 des Sozialausschusses in Rheinberg haben wir grüne Vertreterinnen angeregt, das niederländische Modell Buurtzorg in einer der nächsten Sitzungen kennenzulernen und vielleicht ein Modellprojekt zu überlegen und zu planen. Dieser Blick in die Zukunft der Pflege stieß bei der Verwaltung und den Ausschussmitgliedern auf große Ablehnung man wolle sich damit nicht auseinandersetzen und sei nicht zuständig.
Das wird uns GRÜNE aber nicht davon abhalten, weiter an diesem Thema zu arbeiten.
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